A mords‘ Gaudi auf’m Wilden Kaiser und dann ab nach München! – Teil 1

///A mords‘ Gaudi auf’m Wilden Kaiser und dann ab nach München! – Teil 1

A mords‘ Gaudi auf’m Wilden Kaiser und dann ab nach München! – Teil 1

Und da waren wir auch schon wieder – im südlichsten Süden, den man sich nur vorstellen kann, wenn man hoch im Norden wohnt – ääähm, ja.. Die Gipfelstürmer wieder einmal unterwegs und dieses Mal sollten wir unserem selbsterwählten Namen wahrlich alle Ehre machen. Denn im Sommer trieb es uns dort hinauf, wo vor uns nur wenige gewesen sind: auf den Wilden Kaiser. Wer es noch nicht weiß: Beim Kaisergebirge in Österreich handelt es sich um eine Gebirgsgruppe in den Ostalpen, jaja, nahe der deutsch-österreichischen Grenze. Und wild ist auch das entscheidende Stichwort zur Charakterisierung unserer tollkühnen Reise.


Bereits auf der langen Autofahrt, die der gute Michael wieder einmal auf sich nahm – gerade einmal lockere 984 Kilometer, da soll er sich mal nicht so anstellen – ahnten wir Wildes. Auf dem Wege gab es jedenfalls das übliche Klimbim zu bestaunen: Unfälle auf der Autobahn, Stau, Raststätten-Ferkeleien und diverses anderes Gedöhns, das hier wahrlich keine Erwähnung finden muss.

Interessanter ist es da bereits, dass wir doch erstaunt waren, als wir in Österreich ankamen und sahen, dass auf den Wetterbericht so gar kein Verlass ist: Sturm, Regen, all dies wurde uns vorausgesagt, stattdessen erwartete uns nach Ankunft ein herrliches Sommerwetter!Parkplatz Wilder Kaiser

Kurzerhand machten wir uns nach der Ankunft also auf den Weg aus dem Tal hoch hinauf auf circa 2.300 Meter Höhe, dort nämlich erwartete uns der „Ellmauer Halt“, der höchste Gipfel der Gebirsgruppe, der besonders mir gefiel, da ich bekanntermaßen gerade auf Bergpfaden nicht für meine Trittsicherheit bekannt bin.

Aber dieses Mal sollte natürlich alles anders werden, immerhin hatte ich geübt, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Doch schnell bemerkten wir beiden Spießgesellen , dass unsere physische Vorbereitung, auf die wir dieses Mal in vollkommener Selbstsicherheit verzichteten, allem Anschein nach so gar nicht den hiesigen Bedingungen entsprach.

Denn bereits hoch zum Start unserer Route kamen Micha und ich ziemlich schnell ins Schwitzen und so taten wir ganz einfach so, als würden wir das 360-Grad-Panorama genießen, während wir uns unauffällig alle 10 Meter im Stehen erholten und nach Luft schnappten.

Trotzdem war die Aussicht bereits nach einigen Höhenmetern gar nicht so übel. Auch wenn uns ein wenig der Atem stockte, als wir sahen, wo wir noch hinauf wollten (mussten).
Frohen Mutes ging es dann aber doch schnellen Trittes hinauf. Noch trug uns die Begeisterung, endlich wieder ferne Lande von oben erblicken zu können. Denn eines war gewiss: Der Kaiser, der wird erklommen!

Doch urplötzlich machten wir Bekanntschaft mit den Launen von Mutter Natur: Windige Winde und tröpfelnde Nässe umgab uns, die wir in Shirt und kurzer Hose noch eben nach etwas Kühlung verlangten. Und so blieb uns nichts weiter übrig, als kurzerhand das Nachtlager aufzuschlagen und uns in geschützte Überdachung zu begeben.

Während ich also gekonnt mein Ein-Mann-Zelt aufschlug, dabei penibel genau die optimale Fläche für maximalen Wind- und Nässeschutz errechnete, mich rasch in die überdachte Behausung begab und in einen tiefen und geruhsamen Schlaf versank, versuchte Michael, die „Stöcker des Zeltes“ zusammenzustecken. Seht her:
Da ich das Stöhnen, Schimpfen und Raunen aber bereits nach einigen Stunden nicht mehr wahrnehmen konnte, ging ich bei tiefer Nacht davon aus, dass auch der alte Mann endlich sein Nachtlager bereitet hatte und wiegte mich in tiefer Zufriedenheit und Sicherheit inmitten des genässten Grüns in einen genügsamen Wohlfühlschlaf….

…und wurde urplötzlich geweckt! Es raschelte, es schnaubte, es stank! Es rüttelte, es saugte, es trank! Oder so. Jedenfalls hörte ich ein Geräusch, was dem geschulten Elbenohr zufolge nur ein ausgewachsenes Wildschwein mit schrecklichem Hunger auf Menschenfleisch oder ein kleines, gänzlich harmloses und friedliebendes Insekt sein konnte. Zum Zwecke des Spannungsverlaufs dieser Geschichte entschied ich mich kurzerhand für das Terminator-Wildschwein.

Und so versuchte ich, mich nicht zu bewegen und auf telepathischem Wege Kontakt zu Michael aufzunehmen. Später sollte ich erfahren, dass auch mein Kumpane vom Schrecken, der die Nacht durchschnaubte, geweckt worden war und er in stiller Einsamkeit ein Stoßgebet gen Himmel schickte, sich dabei gar an alte Zeiten erinnerte, da er in seiner Heimat als kleiner polnischer Ministrant ein „Ojce nasz, ktory^s jest w niebie. ‚Swie’c sie Imie Twoje“ in das gewölbte Kirchendach sauselte. Doch hier gab es keine göttliche Hilfe. Die Pistenpirscher waren getrennt und auf sich allein gestellt – zum Fuße des Wilden Kaisers.

Was sollte man nun tun in dieser Situation, eingepfercht auf 50 Quadratzentimetern, umgeben von geschärften Stoßzähnen, die nur darauf warteten, das kleine Wandrersherz zu zerfleischen? Ich entschied mich vorerst dazu, gar nichts zu tun, drehte mich nach links und versuchte weiterzuschlafen. Glücklicherweise verlor auch das nicht zu identifizierende Raubtier relativ schnell das Interesse, trat mir noch einige Male gegen das Zelt und verschwand.

Und es begann ein neuer Tag. Nur leider hatte sich das Wetter dazu entschlossen, sich von seiner noch schlechteren Seite zu zeigen. Und so kämpften wir nach dem morgendlichen Lockruf anderer Wanderer, die uns mit einem „Guckt mal die Trottel, völlig durchnässt“ aus dem Schlaf holten, bereits gegen Wind und Wetter.

Selbstverständlich waren wir exakt auf diese Witterungsbedingungen optimal vorbereitet und hatten uns weit vor der Reise bereits mit einem qualitativ hochwertigen 1,50-Euro-Poncho ausgerüstet, der nicht nur funktional, sondern eben auch optisch das versprach, was diese finanziell einschneidende Investition rechtfertigt: nämlich rein gar nichts.

Aber natürlich sollte uns nichts aufhalten. Der Kaiser wird bezwungen werden! Und so kletterten wir über Stock und Geäst, Stein und Felsen, hangelten uns hinauf und machten auf unserem Weg gar die eine oder andere (erneute) tierische Begegnung. Angespornt von Rachegelüsten der letzten Nacht und mit purem Hass auf die Tierwelt wollten wir zwei Naturfreunde den sich auf unserem Wege zeigenden Rindern einmal klarmachen, warum der Mensch diese Welt regiert! Oder in Michas Worten: Hau bloß ab, Kuh, sonst mach‘ ich dich lang!“ Schaut es euch selbst an:

By | 2018-11-05T22:43:14+00:00 Juni 28th, 2017|Europa, München|0 Comments

About the Author:

Leave A Comment

*

Kontakt

Instagram